Die Kinderschutzorganisation PREDA (People’s Recovery, Empowerment and Development Assistance) wurde 1974 von dem irischen Priester Pater Shay Cullen auf den Philippinen gegründet. Seit 1998 arbeitet Tatort – Straßen der Welt e.V. eng mit PREDA zusammen, um Kinderrechte zu stärken und Schutzräume für gefährdete Kinder zu schaffen. Im Jahr 2024 feierte PREDA sein 50-jähriges Bestehen – ein halbes Jahrhundert voller Einsatz für Kinder in Not.
Im PREDA-Kinderschutzzentrum finden Mädchen, die Opfer häuslicher Gewalt oder sexuellen Missbrauchs wurden, und Jungen, die aus Haftanstalten befreit wurden, ein sicheres Zuhause. Neben liebevoller Betreuung und Therapie erhalten sie Zugang zu schulischer und beruflicher Bildung, um den Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben zu legen.
Von 2007 bis 2014 unterstützte Tatort – Straßen der Welt e.V. den Bau des Mädchen- und Jungenhauses finanziell. Dieses Projekt hat PREDA dabei geholfen, seine Kapazitäten zu erweitern und noch mehr Kindern einen geschützten Ort zu bieten. Heute leben 67 Mädchen und 56 Jungen in den Schutzzentren. Die Betreuung erfolgt durch ein engagiertes Team von 46 Mitarbeiter:innen.
Derzeit leben 67 Mädchen und 56 Jungen - im Heim in Cebu 27 Jungen und im Heim in Castillejos 29 Jungen - in den Schutzzentren.
Bei PREDA arbeiten aktuell 46 MitarbeiterInnen in der Verwaltung und Betreuung der Kinder. Seit Januar 2021 ist Francis B. Bermido Jr. der Präsident der PREDA-Stiftung. Pater Shay ist Vize-Präsident.
Das 2014 eröffnete Mädchenschutzzentrum bietet Platz für bis zu 100 Mädchen, die aus Zwangsprostitution befreit wurden oder Missbrauch in der Familie erfahren mussten. Derzeit sind 67 Mädchen in Wohngruppen untergebracht. Zusätzlich stehen Räume für Therapie, Gruppenaktivitäten und Unterricht zur Verfügung – ein Ort, der Heilung und Hoffnung schenkt.
Das Jungenschutzzentrum, gegründet 2010, gibt Jungen, die aus Gefängnissen befreit wurden, eine neue Perspektive. Mit Platz für 110 Jungen ist es ein wichtiger Zufluchtsort. Aufgrund begrenzter Mittel können jedoch aktuell nur 27 Jungen im Heim in Cebu und 29 Jungen im Heim in Castillejos betreut werden. Die Errichtung des Zentrums wurde durch großzügige Spenden, unter anderem des Tatort-Vereins, ermöglicht.
Seit Vereinsgründung unterstützt der Tatort-Verein dauerhaft die Arbeit von PREDA in den Schutzzentren.
Ganzheitliche Betreuung für neue Perspektiven
PREDA setzt auf eine ganzheitliche Betreuung, die den Kindern Schutz, Heilung und neue Perspektiven bietet. Diese beinhaltet:
Ein wichtiger Bestandteil der PREDA-Arbeit ist die Wiederherstellung familiärer Bindungen. Durch regelmäßige Telefonate, begleitete Hausbesuche und Familientage wird die Beziehung zwischen den Kindern und ihren Familien gestärkt. Auch nach der Rückkehr in ihre Familien bleibt PREDA weiterhin an ihrer Seite, um eine nachhaltige Reintegration zu sichern.
Über die Arbeit in den Schutzzentren hinaus unterstützt PREDA mehr als 100 Stipendiat:innen:
Auf den Philippinen liegt die Strafmündigkeit von Kindern und Jugendlichen bei 15 Jahren. Doch diese Regel wird von den Behörden häufig umgangen: Selbst jüngere Kinder werden wegen Bagatelldelikten wie Herumlungern oder kleineren Diebstählen festgenommen. Besonders betroffen sind Jungen aus armen Familien. Sie verbringen oft viel Zeit auf der Straße, da ihre winzigen Unterkünfte in den Armutsvierteln überfüllt sind, sie vor häuslicher Gewalt fliehen oder ihnen der Schulbesuch verwehrt bleibt.
Von den Behörden aufgegriffen, landen die Kinder in gefängnisähnlichen Jugendstrafanstalten. Dort werden sie oft monatelang oder sogar jahrelang festgehalten – ohne Rechtsbeistand, unter unmenschlichen Bedingungen. Misshandlungen und Missbrauch durch Mitgefangene oder Wärter gehören zum traurigen Alltag. Diese Kinder erleben extreme Isolation, Hunger und Gewalt, die ihre ohnehin schwierige Lebenssituation weiter verschlimmern.
Pater Shay Cullen und sein Team setzen sich unermüdlich für diese Kinder ein. Sie besuchen regelmäßig die Gefängnisse und versorgen die Kinder mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung. Ihr Engagement gibt den Gefangenen Hoffnung und zeigt ihnen, dass sie nicht vergessen sind.
Befreite Kinder erhalten in den PREDA Schutzzentren eine zweite Chance. Hier erleben sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Lebensfreude und Sicherheit. Sie besuchen die Schule, erhalten therapeutische Unterstützung und können ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten. In einer geschützten Umgebung gewinnen sie neue Perspektiven und die Möglichkeit, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
„Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben in diesen Höllenlöchern. Die Kleinsten, 12- oder 13-Jährige, und Jüngere werden geschlagen, unterdrückt und sexuell missbraucht. Das ist die Realität, die die Politiker nicht sehen wollen." (Pater Shay Cullen)
Um auf die erschütternden Lebensrealitäten der Gefängniskinder auf den Philippinen aufmerksam zu machen, haben wir die Wanderausstellung „Kinder hinter Gittern“ konzipiert. Die Ausstellung zeigt eindrucksvolle Fotografien, die das Schicksal dieser Kinder dokumentieren.
2019 startete PREDA gemeinsam mit der staatlichen Behörde TESDA (Technical Education and Skills Development Authority) ein Berufsausbildungsprogramm für die Jungen. Die angebotenen Schulungen ermöglichen den Jungen ab 15 Jahren, eine positive Einstellung zu Arbeit, Industrie und Produktivität zu entwickeln. Sie erwerben innerhalb des Programmes Fähigkeiten wie etwa Schweißen, Schreinern oder Haare schneiden und können auch eine Ausbildung in diesen Disziplinen absolvieren. Auch Autofahren können die Jugendlichen erlernen.
Die Trainingseinheiten finden drei Monate lang an vier Tagen in der Woche auf dem Gelände von PREDAs Jungenschutzzentrum statt. Die erworbenen Fähigkeiten werden direkt vor Ort praktisch eingesetzt. So wurden in der Vergangenheit etwa bewegliche Wäschetrockner, eine Schaukel oder ein Fenstergitter innerhalb der Schweißausbildung hergestellt.
Die von TESDA angebotene NC2-Prüfung am Ende der Ausbildung kann die Jungen für ein Berufszertifikat für Anfänger qualifizieren. Das langfristige Ziel besteht darin, die Jungen wieder in ihre Familien zu integrieren. Dafür werden sie von einem PREDA-Mitarbeiter bei der Suche nach Jobs unterstützt. Im Idealfall kann ein Job das Einkommen der Familie erhöhen und somit verhindern, dass diese Kinder erneut in Konflikt mit dem Gesetz geraten.
Marlyn Capios dramatische Lebensgeschichte ist die Grundlage für den „Tatort Manila": Als Marlyn 10 Jahre alt ist, wird sie von ihrem Stiefvater vergewaltigt. Drei Jahre später flieht sie zu einer Freundin und lebt daraufhin auf der Straße. Von Kinderhändlern wird sie in einer Sexbar zur Prostitution gezwungen, um danach mit gefälschten Papieren nach Deutschland gebracht, missbraucht und misshandelt zu werden. Nach drei Monaten kommt Marlyn zurück nach Manila und lebt weiter als Kinderprostituierte auf der Straße. Dort wird sie von PREDAs SozialarbeiterInnen aufgegriffen und ins PREDA Mädchenschutzzentrum gebracht. Sie besucht wieder die Schule, macht ihren Abschluss und absolviert mithilfe eines Stipendiums des Tatort-Vereins ein Studium als Sozialarbeiterin. Von da an unterstützte sie die Kinderrechtsarbeit von PREDA, leitete auf den Philippinen hunderte Strafverfahren gegen Kinderschänder ein und hielt auf der ganzen Welt gemeinsam mit Shay Cullen Vorträge über ihre Arbeit. Weiterhin schulte sie HotelmitarbeiterInnen, woran sie Sextouristen unter ihren Gästen erkennen, sowie unter anderem Eltern, Lehrer und Polizisten, warum die Mädchen vor Zuhältern geschützt werden müssen.
Bis 2021 leitete sie das PREDA-Mädchenhaus und war für oft verdeckt in Krisengebieten, Bars und im Rotlichtmilieu unterwegs. Bei ihrer Arbeit konnte sie eine Vielzahl an sexuell ausgebeuteten Mädchen aus der Prostitution retten.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Filmreportage: Marlyns Kampf gegen die Kinderprostitution
Deutsche Welle: „Es gibt noch viele Marlyns"
Weitere regelmäßige Infos über PREDA und deren Arbeit erfahren Sie im Newsletter von Pater Shay Cullen. Die englische Originalversion finden Sie unter Latest Article's By Shay Cullen